Oder: Die Uni in drei Gängen
Ne tolle Uni, an der wir studieren dürfen. Sie hat
nicht nur ein wundervolles Logo, sondern noch
viel mehr Schmackhaftes zu bieten.
Vorspeise:
Ein antisemitischer Bibliothekar
Dazu gehört ein Bibliothekar, Johannes Rogalla von Bieberstein, der in einem pseudowissenschaftlichen Buch vorgeblich den Mythos des „jüdischen Bolschewismus“ untersuchend so ganz nebenbei den Holocaust relativiert und dabei noch suggeriert, die Juden seien – vorsichtig formuliert – an ihrer Vernichtung selbst nicht ganz unschuldig.
Wenn mensch sich dies einmal auf der Zunge zergehen lässt, entsteht zumindest ein schaler Beigeschmack. Es müssen wohl alle Geschmacksnerven abgestorben sein, wenn das nicht als antisemitisch erkannt wird.
Hauptgang:
Ein ums Image besorgtes Rektorat…
Doch das Rektorat leidet scheinbar unter akuter Geschmacksverirrung. Hätte mensch eigentlich eine Stellungnahme erwartet, in der die Schrift Biebersteins als das bezeichnet würde, was sie ist, und in der das Rektorat sich eindeutig von den pseudowissenschaftlichen „Erkenntnissen“ desselben distanziert, folgt etwas ganz anderes.
Antifa-AG und Asta, denen Biebersteins Thesen bitter aufstoßen und die ihn deswegen am liebsten auf dem Kompost entsorgen möchten, werden zu einem informellen Gespräch gebeten. Darin wird ihnen nahe gelegt, das Thema ganz schnell zu begraben, damit die Uni aus den Schlagzeilen kommt und keinen Image-Schaden erleidet.
Es droht sich der Magen mittlerweile so langsam umzudrehen.
Nachtisch:
Eine geschichtsvergessene Ausstellung
Doch nicht genug. Im März findet in der Uni-Bibliothek eine Ausstellung über „Künstlerehepaare aus dem Umfeld der Münchner Debschitz-Schule“ statt. Mit dabei: Kriegerdemkmäler des „Künstlers“ Walter von Ruckteschell, die 1925/26 für die Bielefelder Nikolaikirche geschaffen wurden. Diese sind inspiriert vom Kolonialkrieg in Ostafrika und stellen diesen als heroisches Unternehmen der deutschen Kolonialtruppen dar.
Aber davon und vom Tod von über einer halben Million AfrikanerInnen im Kolonialkrieg findet sich in der Ausstellung kein Wort. Stattdessen wird die Debschitz- Schule als Vorläufer des Bauhaus gefeiert. Die Verbrechen der Deutschen Kolonialzeit und die Verdrängung und Verklärung derselben, wie sie in den Werken Ruckteschells vollzogen wird, bleiben vollständig ausgeklammert. Einfach nur geschmacklos?
Zum Schluss bleibt noch eins zu sagen:
guten appetit