erstmals veröffentlicht am 06.11.2012
Veranstaltet am 16. November 2012, 19 Uhr von der Antifa-AG an der Uni Bielefeld & AG Freie Bildung an der Uni Bielefeld
Deutsche Holocausterinnerung und nichtdeutsche Migrantenkinder: Ein Identitätsdiskurs. Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Rosa Fava (Berlin) in der Bürger_innenwachen
Seit Ende der 1990er Jahre hat sich ein (auch) erziehungswissenschaftlicher Diskurs darüber entwickelt, dass das Lernen über den Nationalsozialismus „anders“ konzipiert werden müsse, um „die Migrantenkinder“ zu „erreichen“, ihnen „die Rolle des Holocaust“ zu vermitteln und sie zu „integrieren“. Dabei kommen eine Reihe von quasi selbstverständlichen Annahmen und Setzungen zum Tragen: Die Migrantenkinder seien irgendwo im Off, es gebe eine ‚deutsche Weise‘ des Lernens über den NS, Migranten- und Deutschenkinder seien offensichtlich unterscheidbar usw. Ausgehend von den gegenteiligen Erfahrungen bei der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern entstand das Interesse, den Diskurs näher zu untersuchen und ihn besser zu verstehen. Es zeigt sich, dass im Sprechen über Migranten ein deutsches Selbstverständnis verhandelt wird, die Identität als Aufarbeitungsgemeinschaft, die aus den NS-Verbrechen gelernt habe. Hierzu soll in der Veranstaltung nach einem Input gemeinsam diskutiert werden.
Rosa Fava hat in Hamburg das Zweite Staatsexamen gemacht und im Anschluss daran als freiberufliche Pädagogin und Historikerin gearbeitet, unter anderem in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Als Stipendiatin der Hans Böckler Stiftung arbeitet sie an ihrer Dissertation „Die Neuausrichtung der ‚Erziehung nach Auschwitz‘ in der Einwanderungsgesellschaft. Eine rassismuskritische Diskursanalyse“. Seit 2012 arbeitet sie im Jüdischen Museum Berlin.